Eine philosophische Kindergeschichte in der 2 Bienen und 1 Zwerg in einem ewigen Winter lernen, wie sie mit ihrer Zeit umgehen sollten.
Die verzauberten Bienen und der Zeitzauberer
27.10.2022
Es war einmal ein zauberhafter Ort, an dem ewiger Winter herrschte. Die Bienen Emma und Max waren die einzigen Bewohner dieser frostigen Welt. Tag für Tag summten sie zwischen den schneebedeckten Blumen und suchten nach Nektar, doch sie fanden nur vereinzelte Tropfen, die gefroren und bitter schmeckten.
Eines trüben Morgens, während die Bienen verzweifelt den Schnee von ihren Flügeln schüttelten, entdeckten sie im Herzen eines Eishügels einen winzigen Zwerg namens Hugo. Er hatte eine lange, weiße Bartspitze und eine schillernde Mütze auf dem Kopf. Mit zitternden Händen streichelte er seinen langen, silbernen Bart und seufzte.
Emma und Max wurden neugierig und flogen vorsichtig auf den Zwerg zu. "Warum bist du so traurig?", summte Emma sanft. "Weil ich den kalten Winter leid bin", antwortete der Zwerg grimmig. "Ich bin ein Zeitzauberer und habe unabsichtlich den Winter an diesen wunderschönen Ort gezaubert. Nun frieren und hungern wir alle."
Max und Emma erschraken. "Aber, lieber Hugo, woher kommt dieser Winter?", fragte Max leise. "Er kommt aus der Leere der Zeit", antwortete der Zwerg und blickte sehnsüchtig in den Himmel. "Die Zeit ist ewig und unendlich, und ich habe ihre Macht unterschätzt."
"Können wir etwas tun, um die Zeit zurückzudrehen?", summte Emma mitfühlend. Der Zwerg schnaubte skeptisch. "Das ist nur ein Märchen, meine liebe Biene. Die Zeit kann man nicht einfach ändern."
Doch Emma und Max wollten nicht aufgeben. Gemeinsam flogen sie durch den kalten Winter und besuchten die Weisen der Natur - die klugen Eulen, die weisen Eichhörnchen und sogar den majestätischen Schneeleoparden.
Nach vielen Bitten und Tränen fanden sie endlich eine alte Schildkröte namens Opa Eusebius. Er war der älteste und weiseste Bewohner des Ortes. Er hatte die Magie der Zeit einst selbst gespürt.
Opa Eusebius schaute tief in die kleinen Bieneaugen und sagte weise: "Die Zeit ist kostbar, meine Lieben. Sie verrinnt wie Sand zwischen den Fingern. Doch auch im Winter gibt es magische Momente, die nur darauf warten, entdeckt zu werden."
Die Bienen und der Zwerg waren perplex. "Wie sollen wir diese magischen Momente finden?", summten sie unisono. "Betrachtet den flüchtigen Schneeflockentanz, spürt den warmen Atem der Tiere und lauscht dem Knistern des Eises", flüsterte Opa Eusebius.
Tag für Tag verbrachten Emma und Max Zeit damit, die Schönheit in der Kälte zu erkennen. Sie achteten auf die kleinen Wunder, die der Winter in sich barg. Sie tanzten im Schneegestöber, lachten über den Anblick spielender Tiere und bauten mit dem Eismatsch lustige Skulpturen.
Der Zwerg Hugo wurde ebenfalls von der Magie des Winters berührt. Er machte lange Wanderungen und genoss die stilvollen Schneelandschaften. Die Zeit schien nicht mehr so wichtig zu sein, sie wurde spürbar langsamer.
Eines Tages, als die Sonnenstrahlen den Schnee zum Schmelzen brachten, passierte etwas Wunderbares. Der Winter zog sich zurück und begann dem Frühling Platz zu machen. Eine bunte Blütenpracht erblühte und weckte all die schlafenden Pflanzen.
Die Bienen und der Zwerg standen staunend vor einem Meer aus Farben und Düften. Der Zwerg Hugo lächelte und sagte: "Die Zeit hat uns gelehrt, dass wir uns nicht von ihr beherrschen lassen müssen. Stattdessen sollten wir jeden Moment mit Freude und Achtsamkeit leben."
Emma und Max nickten, voller Dankbarkeit für diese wunderbare Lektion. Gemeinsam summten sie zum Abschied ein Lied über die Zeit, das von Blume zu Blume klang und die verzauberte Welt erfüllte.
Von nun an lebten die Bienen und der Zwerg mit einem Lächeln auf ihren Gesichtern. Sie waren nicht mehr perplex, sondern erfüllt von einer tiefen Weisheit, die der Winter ihnen geschenkt hatte.