Eine tiefsinnige Kindergeschichte in der 2 Kürbiskönige und 1 Wanderer auf einem Marktplatz im Mittelalter lernen, wie wichtig es ist, hilfsbereit zu sein.
Die verwachsenen Kürbiskönige
18.08.2023
Es war einmal ein kleiner Marktplatz in einem verträumten Dorf im Herzen des Mittelalters. An einem sonnigen Tag versammelten sich die Dorfbewohner, um frisches Gemüse, duftendes Brot und handgefertigte Waren zu verkaufen. Inmitten des Trubels saßen zwei Kürbiskönige auf ihren Thronen und schauten amüsiert den bunten Scharen zu.
Der erste Kürbiskönig war groß und stolz, mit kräftigen grünen Ranken, die sein goldenes Gewand umhüllten. Die geschnitzte Krone, die er trug, strahlte im Sonnenlicht. Er schien jedem nach Alter und Herkunft zu urteilen und verharrte in majestätischer Strenge.
Der zweite Kürbiskönig war klein, mit einem zerzausten orangefarbenen Mantel bedeckt und einer wackeligen Krone auf seinem grünen Kopf. Seine kurzen Ranken waren von Natur aus geschwächt, aber er strahlte eine Freundlichkeit und Wärme aus, die schwer zu übersehen war.
An diesem Tag kam ein Wanderer in das Dorf. Seine Sandalen trugen ihn schon viele Meilen weit und er hatte eine Suche nach Bedeutung und wahrer Freundschaft im Herzen. Die Dorfbewohner, die den Wanderer bemerkten, wunderten sich über seine abgetragene Kleidung und seinen zerzausten Bart. Doch etwas in seinen Augen sagte ihnen, dass er etwas Besonderes war.
Der Wanderer näherte sich dem Marktplatz und sah die beiden Kürbiskönige. Er fühlte, dass es in diesem Dorf etwas Seltsames gab und so beschloss er zu beobachten und zu lernen, was es sein könnte.
Der erste Kürbiskönig erblickte den Wanderer und ergriff die Gelegenheit, seine Macht zu zeigen. "Du, Wanderer, zeige uns deinen Respekt und Königsgeschenke!", rief er aus. Der Wanderer, verblüfft über den harschen Ton, wagte es nicht, sich zu nähern und trat stattdessen einen Schritt zurück.
Der zweite Kürbiskönig hingegen brachte ein herzliches Lächeln auf sein geschnitztes Gesicht und winkte den Wanderer zu sich. "Komm näher, mein Freund, und teile mit uns deine Geschichten von fernen Ländern", sagte er jovial. Der Wanderer spürte, dass er hier willkommen war und trat gemächlich zu ihm.
Während die beiden Kürbiskönige und der Wanderer plauderten, wurden die unterschwelligen Botschaften der beiden Kürbiskönige immer deutlicher. Der erste Kürbiskönig war engstirnig und mächtig, aber ihm fehlten die wahren Schätze des Lebens - Mitgefühl und Menschlichkeit. Er betrachtete alles nur oberflächlich.
Der zweite Kürbiskönig hingegen hatte einen offenen Geist und ein großes Herz. Er bewunderte die Geschichten des Wanderers und versuchte, auch von ihm zu lernen. Sie teilten sich Essen und Geschichten, lachten miteinander und bauten eine echte Freundschaft auf.
Mit der Zeit bemerkte der selbsternannte Kürbiskönig, dass trotz seiner Macht und Schönheit die Leute an ihm vorbeigingen und sich stattdessen um den zweiten Kürbiskönig und den Wanderer versammelten. Er wurde neidisch und begann, seine Macht über sie zu missbrauchen. Doch die Dorfbewohner erkannten dies und wendeten sich enttäuscht von ihm ab.
Eines Tages erkrankte der zweite Kürbiskönig plötzlich und wurde schwach. Der erste Kürbiskönig, der nun allein auf seinem Thron thronte, fühlte sich zuerst triumphierend, doch es nagte an ihm. Er erkannte, dass er etwas Grundlegendes übersehen hatte - das wahre Maß eines Königs war nicht seine äußere Erscheinung, sondern seine Hilfsbereitschaft und sein Mitgefühl.
Schweren Herzens ließ er seine stolze Fassade fallen und machte sich auf den Weg zum Krautweisen, der eine Heilung für den zweiten Kürbiskönig kannte. Der Wanderer, der immer noch in der Nähe war, kam ebenfalls mit. Gemeinsam durchquerten sie Wälder und Berge, um das rettende Kraut zu finden.
Als sie endlich beim Krautweisen ankamen, mussten sie verschiedene Prüfungen bestehen, um die Heilung zu erhalten. Diese Prüfungen forderten nicht nur ihre Stärke, sondern erforderten auch, dass sie ihre Herzen öffneten und wahre Hilfsbereitschaft zeigten.
Schließlich gelangten sie zurück zum Dorf, wo der zweite Kürbiskönig bereits von den Dorfbewohnern in Ehren erwartet wurde. Der erste Kürbiskönig legte seine Krone ab und reichte sie dem zweiten Kürbiskönig, während er mit Tränen der Reue in den Augen sprach: "Du bist der wahre Kürbiskönig, mein Freund. Ich habe erkannt, dass es nicht auf Äußerlichkeiten ankommt, sondern auf das, was wir im Inneren tragen."
Der zweite Kürbiskönig nahm die Krone an und gab sie dem Wanderer. "Nun, Wanderer, bist du unser König. Du hast uns gezeigt, wie wichtig es ist, hilfsbereit zu sein und wahre Freundschaft zu schätzen", sagte er herzlich.
Und so wurde der Wanderer, ohne es zu wollen und ohne äußerliche Pracht, zum König des Dorfes gekrönt. Von diesem Tag an regierte er mit dem Herzen, und die verwachsenen Kürbiskönige lehrten die Dorfbewohner, dass wahre Könige nicht durch ihre Erscheinung, sondern durch ihr Mitgefühl und ihre Hilfsbereitschaft erkannt werden.
Die Legende der verwachsenen Kürbiskönige und des weisen Wanderers wurde von Generation zu Generation weitergegeben und erinnerte die Menschen daran, dass wahre Schönheit im Inneren liegt und Hilfsbereitschaft der wahre Schlüssel zum Glück ist.