Eine tiefsinnige Kindergeschichte in der 2 Gefühle auf dem Rücken einer Riesenschildkröte eine Reise erleben.
Eine Reise zum Horizont
08.01.2024
Es war einmal eine Riesenschildkröte namens Herr Schnarchi, die auf ihrem massiven Rücken das ganze Universum trug. Sie hatte ein wunderschönes, in allen Farben schillerndes Panzerkleid und konnte sich so leise bewegen, dass man ihre Schritte kaum hörte. Eines Tages entschied sie sich, zwei besonderen Gefühlen, Freude und Trauer, eine Reise zu ermöglichen.
Freude und Trauer lebten auf dem lila Wolkenberg, hoch oben in den Himmelsspitzen. Jeder einzelne Mensch besaß diese beiden Gefühle in sich, aber nur wenige konnten sie so deutlich spüren wie Freude und Trauer. Sie sprangen auf den Rücken von Herrn Schnarchi und begannen ihre abenteuerliche Reise.
Die Riesenschildkröte trug die beiden Gefühle sanft durch den klaren Nachthimmel, während die Sterne um sie herum zu tanzen schienen. Freude und Trauer sahen so viele wunderbare Dinge, dass ihre Herzen voller Fröhlichkeit und Trübsinn waren.
Ihre erste Station war das bunte Land der Träume. Hier, zwischen schillernden Regenbogen und flauschigen rosa Wolken, sprangen sie von Höhe zu Höhe und lachten bis ihre Bauchmuskeln schmerzten. Doch dann wurden sie plötzlich von einer Woge der Traurigkeit überwältigt. Sie fühlten sich verloren und alleine in dieser wundersamen Welt.
Ganz plötzlich erschien ein kluger alter Vogel namens Herr Weisheitsfeder. Er erklärte ihnen, dass Freude und Trauer untrennbar miteinander verbunden waren. Ohne Trauer könnten wir die Freude nicht schätzen und ohne Freude könnten wir die Trauer nicht überwinden. Freude und Trauer verwoben das wunderbare Muster des Lebens und jeder Mensch trug das in sich.
Mit Herrn Weisheitsfeders Rat im Herzen und ihrer Liebe zueinander gingen Freude und Trauer weiter auf ihrer Reise. Herr Schnarchi trug sie in das Tal der Mysterien, wo die Pflanzen tanzten und die Bäume flüsterten. Hier lernten sie, dass es in der Stille der Natur Erkenntnis und Frieden gab. Die dornigen Sträucher, die sie verärgerten, lehrten ihnen Geduld. Und die Sterne, die über ihnen leuchteten, lehrten ihnen Dankbarkeit.
Schließlich erreichten sie den Horizont, wo das Meer den Himmel zu küssen schien. Hier verabschiedeten sich Freude und Trauer von Herrn Schnarchi, der stolz auf ihre Reise war. Freude tanzte und lachte, als sie den Himmel berührte und sich in den warmen Wellen des Meeres verlor. Trauer hingegen ließ Tränen in das Meer fallen, die magische Formen annahmen und auf ewig deren tiefe Verbundenheit symbolisierten.
Freude und Trauer sahen sich an, ihre Herzen erfüllt von Erkenntnis, Freundschaft und der Schönheit dieser Welt. Sie wussten nun, dass sie zusammengehörten, wie das Licht und die Dunkelheit, das Lachen und die Tränen. Die Reise hatte ihnen offenbart, dass es keine ewige Freude ohne Trauer und keine endlose Trauer ohne Freude gab.
Und so, während Freude und Trauer den Horizont eroberten und die Sonne ihr goldenes Licht auf die Erde brachte, fanden sie den Frieden, den sie gesucht hatten – den Frieden, der in der Annahme aller Gefühle lag.