Kindergeschichte

In den tiefen Gewässern des Ozeans, wo die Sonnenstrahlen nur in sanften Schleiern bis zum Grund vordringen, versteckten sich drei kleine Mauerblümchen. Sie waren schüchtern und zurückhaltend, fühlten sich unter all den bunten Fischen und schillernden Korallen etwas verloren. Doch eines Tages sollten sie das größte Wunder der Natur erleben.

Die Mauerblümchen – Luna, Stella und Orion – hausten in einem gemütlichen kleinen Loch in einem Korallenriff. Sie beobachteten die farbenfrohen Bewohner des Riffs, wie sie miteinander spielten und tanzten. Doch sie wagten es nicht, sich ihnen anzuschließen, aus Angst vor Ablehnung.

Eines sonnigen Morgens jedoch geschah etwas Unerwartetes. Ein Schwarm glitzernder Fische schwamm auf die Mauerblümchen zu und lud sie ein, mit ihnen zu einem geheimnisvollen Ort zu kommen, von dem sie schon so viel gehört hatten – den Korallengärten. Zögernd stimmten die drei zu und folgten den Fischen durch einen schmalen Spalt im Riff.

Als sie die Korallengärten betraten, blieben die Mauerblümchen sprachlos vor Staunen stehen. Überall um sie herum ragten kunstvoll geformte Korallen empor, die in den schönsten Farben schimmerten. Bunte Fische schwammen zwischen den Ästen und Blüten, und überall summte und brummte es vor Leben.

Die Mauerblümchen vergaßen ihre Schüchternheit und tauchten mutig ein in das bunte Treiben. Sie lernten von den Fischen, wie man elegant durch die Korallengärten gleitet und sich mit den Strömungen treiben lässt. Sie spielten Fangen mit den kleinen Krebsen und versteckten sich in den verästelten Höhlen der Korallen.

Doch das größte Wunder erwartete sie ganz am Ende der Korallengärten. Ein großer, prächtiger Seestern lag dort mitten in einem klaren, türkisblauen Becken. Seine strahlenden Arme leuchteten im Sonnenlicht und warfen funkelnde Lichtreflexe an die Wände des Korallenriffs.

Die Mauerblümchen standen ehrfürchtig vor dem Seestern und spürten, wie eine tiefe Verbundenheit mit der Natur sie umhüllte. Sie verstanden, dass sie nicht länger schüchtern und zurückhaltend sein mussten, denn sie waren ein Teil dieser wundersamen Welt im Ozean.

Von diesem Tag an waren Luna, Stella und Orion ganz andere Mauerblümchen. Sie strahlten genauso hell wie die Korallen und Fische um sie herum und hatten keine Angst mehr, sich zu zeigen und zu sein. Sie hatten das Geheimnis der Korallengärten entdeckt – das Geheimnis, dass jeder seinen Platz in der Natur hat, und dass es kein Wichtigeres gibt, als einfach man selbst zu sein. Und so lebten sie glücklich und zufrieden in ihrem kleinen Loch im Korallenriff, immer bereit, weitere Wunder der Natur zu erkunden.